Spättermine by Elke Stölting

Spättermine by Elke Stölting

Autor:Elke Stölting [Stölting, Elke]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-944257-66-2
Herausgeber: Hallenberger Media UG (haftungsbeschränkt), Schardt Verlag e.K.
veröffentlicht: 2015-05-06T16:00:00+00:00


Siemens Mitteilung

Heute ist Sonnabend, der letzte in diesem Jahr, morgen ist Silvester, und Montag haben wir frei. Als ich erwache, höre ich Norbert in der Küche herumklappern. Er macht seinen berühmten Dinkelgrießbrei mit in Butter angebratenen Trockenfrüchten und einer hineingeschnittenen Birne. Das Ganze wird mit Zimt und Koriander abgeschmeckt und mit einem Schwupp Sahne übergossen. Eine kleine Portion Honig rundet den Geschmack ab.

Nina und ich lieben diese Art Frühstück, und das Tollste ist überhaupt, wenn ich im Bett frühstücken darf. Und tatsächlich, Norbert kommt mit dem Breitopf, zwei Schälchen und Löffeln ans Bett und verteilt den Brei in die beiden Schalen.

Dann geht er mit dem Topf zu Nina nach oben, aber ich höre, dass er gleich wieder herunterkommt, vermutlich schläft sie noch.

„Na, meine Liebe? Hast du gut geschlafen? Was hast du heute vor?“

„Weiß noch gar nicht. Nachher hole ich bei Siemen mal den selbstgemachten Käse, den mag unser Mäuschen so gerne. Und wenn du morgen backen willst, brauchen wir noch Eier. Und Milch sowieso.“ Ich lasse mir den Brei erst einmal schmecken. Er fließt wie von selbst durch meine Kehle, und zwischendurch kann man auf den Backpflaumen und Aprikosen herumkauen. „Willst du eigentlich um Mitternacht Raketen in die Luft schießen? Wir haben im Keller noch Zeug aus dem letzten Jahr, aber ich weiß natürlich nicht, ob das noch funktioniert. Haben die eigentlich auch ein Verfallsdatum?“

„Wenn sie nicht nass geworden sind, werden sie wohl noch was taugen. Ich habe eigentlich keine Lust, dafür Geld auszugeben. Wollen wir heute Nacht nicht in die Abendandacht gehen und danach gucken, was die Leute in Krusendorf alles in die Luft schießen?“

„Dort ist doch nichts zu sehen, lass uns nach dem Gottesdienst nach Kiel zum Hafen fahren.“

Norbert zieht eine Grimasse, weil er jetzt schon weiß, dass er dort seine Kollegen treffen wird, die ihn nach dem neuen Stundenplan fragen werden, aber mir zuliebe ist er trotzdem einverstanden.

Als ich gerade mit dem Anziehen fertig bin, höre ich Siemens Glocke läuten. Ich schnappe mir die Milchkanne und die gebrauchten Eierkartons, werfe mir die alte Windjacke von Norbert über und trete in die Kälte. Der Himmel hat sich noch nicht entschieden, ob er regnen oder die Sonne durchlassen will, aber es ist kühl und windig. Die Weiden biegen sich heute weiter nach Südost als sonst, und sie tun es mit knarrendem Geräusch.

Siemens wettergegerbtes Bauerngesicht strahlt mir entgegen.

„Moin! Na, was brauchen Sie heute? Eier und Milch, ich seh schon. Hab noch ein bisschen Butterkuchen von meiner Ollen, sind vier Stück, aber eins is wie angeknabbert. Kricht Ihre Lütte für umsonst. Der Gruber hat ja wohl ne Neue, nicht?“

Neugierig guckt Siemen mich an. Mir fällt vor Schreck über diese Nachricht beinahe die Kanne aus der Hand, und ich stammele: „Huch, das wusste ich ja noch gar nicht. Bist du denn sicher, Siemen? Nach Weihnachten ...“ Ja, was war nach Weihnachten, denke ich. Nina war auf zwei Weihnachtsparties, aber von G.G. hat sie auch nichts erzählt. Wenn das stimmt, so hoffe ich nur, dass Nina ihn verlassen hat, sonst haben wir im Haus eine trübe Zeit, bis Nina sich wieder berappelt hat.



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